Schweizerische Menopausengesellschaft

Menopause und Brustkrebs

Unter den bösartigen Erkrankungen bei Frauen ist Brustkrebs die häufigste. Besonders im menopausalen Alter oder kurz nach der Menopause wird diese Erkrankung oft diagnostiziert. Während der Brustkrebs vor der Menopause zumeist nicht hormonell abhängig ist, wird beim Brustkrebs nach der Menopause das Tumorwachstum überwiegend durch Östrogene gefördert. Das zeitliche Zusammentreffen der Auseinandersetzung mit der Möglichkeit einer Hormontherapie zur Verbesserung der Lebensqualität nach der Menopause und die hohe Anzahl neuer Erkrankungsfälle von Brustkrebs im selben Altersabschnitt stellen für den beratenden Arzt/die beratende Ärztin eine besondere Herausforderung dar.

Sicherlich ist die Verabreichung eines Hormonpräparates bei einer Frau, bei der zuvor Brustkrebs diagnostiziert wurde, nicht angezeigt, da mehrfach gezeigt wurde, dass so das Wiederauftreten eines Brustkrebses gefördert wird. Auch wurde gezeigt, dass das Brustkrebsrisiko leicht erhöht wird, wenn eine Frau nach der Menopause eine Kombination von Östrogene und Gestagenen in einer herkömmlichen Dosierung über einen Zeitraum von fünf Jahren oder länger einnimmt. Aufgrund dessen sind für die Früherkennung des Brustkrebses während der Einnahme eines Östrogen-Gestagenpräparates regelmässige Mammographien erforderlich. Im Gegensatz zu den kombinierten Östrogen-Gestagenpräparaten ist das Brustkrebsrisiko nicht erhöht, wenn eine Frau nach der Menopause nur Östrogene ohne zusätzliche Gestagene einnimmt, zum Beispiel nachdem sie zuvor eine Hysterektomie (operative Entfernung der Gebärmutter) erhalten hat und aufgrund dessen kein Gestagenpräparat benötigt. Bei erhaltener Gebärmutter ist die zusätzliche Gabe eines Gestagens allerdings unerlässlich.

Für andere Hormonpräparate, die ebenfalls häufig in der Menopause verschrieben werden, wurde sogar ein erniedrigtes Brustkrebsrisiko gefunden, wie zum Beispiel für Raloxifen (ein Medikament, welches am Knochen wie ein Östrogen wirkt, das aber an der Brust und an der Gebärmutter keine östrogene, sondern eine antiöstrogene Wirkung hat) und Tibolon (= synthetisches Hormon, das sich von seinem Aufbau her deutlich von den in der Natur vorkommenden Geschlechtshormonen unterscheidet, aber wie eine Kombination aus Gestagen, Östrogen und männlichen Hormonen wirkt). Nicht wissenschaftlich gesichert hingegen ist das Brustkrebsrisiko bei den niedrig-dosierten Östrogenpräparaten und bei den pflanzlichen Östrogenen, da für diese noch die entsprechenden Studien fehlen.


Prof. Dr. med. Christian De Geyter
Abteilungsleiter gyn. Endokrinologie und Reproduktionsmedizin

Universitätsspital Basel
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CH-4031 Basel