Schweizerische Menopausengesellschaft

Hormonersatztherapie

1. Beschwerden

Im Vordergrund der Beschwerden der Abänderung (Menopause) ist das sogenannte klimakterische Syndrom: Die bekannten Wallungen, damit verbunden Schlafstörungen, Herzrasen, seelische Veränderungen wie Angstgefühle, Traurigkeit, Gedächtnisverlust, Abnahme der Leistungsfähigkeit u. a. Daneben sind die Beschwerden der Harnwege, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Störungen der Sexualität bekannt. Als Folge des Östrogenmangels können Hauttrockenheit, Sehverminderung, sandige Augen bei Linsenträgerinnen, trockene Schleimhäute, trockene Scheidenhaut, auch Gelenk- und Muskelbeschwerden, oft fälschlicherweise als Rheuma gedeutet, in diesem Lebensabschnitt auftreten.


2. Behandlung

Zur Behandlung resp. Linderung all dieser Symptome werden verschiedene Behandlungen mit zum Teil sehr unterschiedlichem Erfolg empfohlen: So Phytoöstrogene (pflanzliche Östrogene), Psychotherapie, Verhaltenstherapie, Homöopathie, Akupunktur und vieles, vieles mehr, so auch die Hormonersatztherapie. Die medizinische Studiendatenlage ist nur beweisend für die Hormonersatztherapie resp. Hormontherapie, nicht aber für alle anderen Behandlungsangebote. Das Ziel einer medizinischen medikamentösen Behandlung der Menopause ist das Erreichen einer guten Lebensqualität, und dieses Ziel ist der Prävention (Vorbeugung) und Behandlung von Krankheiten gleichzusetzen. Bei Symptomen peri- und postmenopausaler Frauen ist die Hormonersatztherapie unbestritten die erste Wahl.


3. Bedenken

Die Hormonersatztherapie vermindert das Risiko für die Gefässgesundheit nicht sonderlich. Es gibt für die Hormonersatztherapie in diesem Zeitraum ein günstiges Zeitfenster. Verschiedene Studien zeigen unter der Hormonersatztherapie ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko auf. Die Erhöhung ist aber, absolut gesehen, äusserst gering. Auch das Thromboembolie-Risiko ist unter der Hormonersatztherapie leicht erhöht, aber gesamthaft immer noch ein sehr seltenes Ereignis. Bei der transdermalen Therapie, d. h. über das Pflaster oder den Gel, ist sie geringer wie bei der peroralen Substitution (Tabletteneinnahme).


4. Behandlungsart

Bei vorhandener Gebärmutter ist immer das Östrogen mit dem Gelbkörper-Progesteron, zuerst zyklisch, dann kontinuierlich, kombiniert anzuwenden. Das Ziel ist Blutungsfreiheit und Beschwerdefreiheit. Im Gesamten ist die Behandlung so früh wie nötig, so niedrig wie möglich, so lange wie nötig, so individuell wie möglich. Die Angebote sind Tabletten, Pflaster, Gels, Spiralen, Spritzen, Sprays.

Brustkrebs
Nach der WHI-Studie wird bei einer kontinuierlichen kombinierten Östrogen-/Gestagen-Gabe eine leichte Erhöhung des Erkrankungsrisikos von 2 auf 1000 nach 5 Jahren, von 4 auf 1000 nach 10 Jahren berichtet, eine geringere Häufigkeit jedoch bei denjenigen Patientinnen, die nur Östrogene alleine nehmen. In der Subgruppe der WHI-Studie, Alter zwischen 50 und 59 Jahren, fand sich zudem keine Zunahme des Mammakarzinoms.

Knochen
Zu den positiven Östrogeneffekten gehört auch der Einfluss auf den Knochen. In der Altersgruppe zwischen 50 und 60 Jahren bedeutet die Hormonersatztherapie eine Präventionsmassnahme zur Verminderung der osteoporosebedingten Frakturen.

Wahrnehmung, Hirnleistung
Die Hormonersatz-Therapie vermindert in jedem Alter eine Verschlechterung der Hirnleistung - Gedächtnis und einer Demenz. Der Nutzen ist wiederum altersabhängig, besonders gut zwischen 50 und 60 Jahren.

Östrogenbezogene absolute Risikozahlen für Frauen zwischen 50 und 60 Jahren auf 10000 Frauen:
Herz- u. Gefässerkrankungen + 3,0
Hirnschlag + 0,1
Venöse Thrombose + 1,0
Brustkrebs - 1,0
Dick- und Enddarmkrebs - 2,0
Todesfälle insgesamt - 3,0

Die Indikation (= medizinische Begründung) zur Hormonersatztherapie ist absolut gegeben bei einer vorzeitigen (<40 Jahre) oder frühen (<45 Jahre) Menopause und zur Behandlung des klimakterischen Syndroms bei einer verminderten Lebensqualität als Folge des Östrogenmangels. Die Hormone sind die wirksamste Behandlung, sie sind so niedrig wie möglich, so lange wie nötig, so früh wie nötig, so individuell wie möglich anzuwenden.


Prof. Dr. med. M. Litschgi
Facharzt FMH Gynäkologie und Geburtshilfe
Schwerpunkt Gynäko-Onkologie

Geissbergstrasse 81
CH-8208 Schaffhausen