Schweizerische Menopausengesellschaft

Sexualität

Nach wie vor ist Sexualität ein Tabuthema, und dies obwohl sexuelle Schwierigkeiten soweit verbreitet sind (siehe unten).

Häufigkeitsverteilung sexueller Schwierigkeiten bei Frauen

Libidomangel41%
Orgasmusstörungen19%
Schmerzen12%
Vaginismus (Scheidenkrampf)10%
Sexuelle Aversion (Ablehnung)08%

Durch die Schwankungen der Hormone in den Wechseljahren kommt es zu Veränderungen des Körpers und des allgemeinen Befindens, die sich alle auf die Sexualität der Frauen auswirken können.

  • a) Evtl. auftretende Hitzewallungen oder Schlafstörungen wirken sich auf das Wohlbefinden aus, was indirekt eine Abnahme der Lust auf Sexualität zur folge haben kann.
  • b) Die Mehrheit der Frauen nimmt in den Wechseljahren leicht an Gewicht zu (ca. 3-5 kg). Damit verbunden ist häufig eine negative Einstellung zum eigenen Körper, ein problematisches inneres Körperbild. Wenn sich „Frau“ selbst nicht mehr attraktiv und begehrenswert findet, entwickeln sich eventuell Hemmungen und Unsicherheiten in der Sexualität.
  • c) In der Beziehung können Gewohnheitseffekte oder unterschiedliche Interessen und Persönlichkeitsentwicklungen auftreten und zu Konflikten führen in der Partnerschaft. Sexualität kann dann zum Problem werden und gemieden werden.
  • d) Körperliche Veränderungen sind vor allem eine vermehrte Scheidentrockenheit bis hin zu Schmerzen beim Verkehr und in etwa 20 % eine Verminderung der Empfindsamkeit der Klitoris. Die Orgasmusfähigkeit bleibt hingegen erhalten.
  • e) Allgemeinerkrankungen und medikamentöse Behandlungen werden mit zunehmendem Alter häufiger und können die Sexualität beeinflussen.
  • f) Beim Mann kommt es mit steigendem Alter öfter zu Erektionsstörungen und diese führen in manchen Partnerschaften zu einem Vermeidungsverhalten; aus Angst vor Versagen werden Zärtlichkeit und Sexualität vermieden.
  • g) Insgesamt nimmt die sexuelle Aktivität mit zunehmendem Alter ab, dabei spielen aber wie erwähnt sowohl körperliche Veränderungen wie auch Aenderungen der Partnerschaft oder des Selbstwertgefühls eine Rolle.

Hilfsmöglichkeiten bei sexuellen Schwierigkeiten

Im Vordergrund steht ein offenes Gespräch mit der Aerztin oder dem Arzt ihres Vertrauens. Sie können viel für sich selber tun:Regelmässige Bewegung und lustvolle körperliche Aktivitäten sollen helfen, wieder ein positives Körpergefühl herzustellen. Der Körper kann dann wieder als Quelle der Lust erlebt werden.Ein Gespräch mit dem Partner darüber, was ihm in der partnerschaftlichen Sexualität gefällt und was ihn stört, braucht zwar am Anfang etwas Mut und Ueberwindung, kann jedoch Wunder wirken. Vielleicht möchten beide einmal gemeinsam einen erotischen oder pornographischen Film anschauen und über die Wirkung diskutieren. Vielleicht geht es auch darum, Sexualität aus dem Routineablauf herauszunehmen, wieder etwas Phantasie zur Verführung des Partners oder der Partnerin zu entwickeln: z. B. bessere Rahmenbedingungen für Sexualität und Erotik schaffen, gemeinsame Zeit verbringen, Nähe herstellen.
Ausserdem kann es sehr wichtig sein, bestimmte Mythen über Sexualität abzubauen wie z. B. Sexualität muss immer spontan sein, Frauen wollen immer ein langes Vorspiel, Männer wollen keine Zärtlichkeit sondern nur die Penetration etc.


Daneben gibt es medizinische Hilfen

Die Scheidentrockenheit kann durch Hormone (evtl. nur lokal in der Scheide) und Gleitmittel verbessert werden.
Störungen der Befindlichkeit wie Wallungen, Schlafstörungen oder depressive Verstimmungen sprechen oft gut auf pflanzliche oder synthetische Hormone an.

Die männlichen Erektionsstörungen sind seit einigen Jahren ebenfalls einfacher behandelbar.
Bei Mangel an sexuellem Interesse kann neben der Beratung und spezifischen Verhaltensübungen auch die Gabe von Testosteron oder verwandten Substanzen eine luststeigernde Wirkung haben. Dies gilt besonders, wenn die Bildung des körpereigenen Testosterons deutlich vermindert ist.

Zur Zeit werden folgende Medikamente zur Behandlung von Orgasmusstörungen in Studien untersucht:
Viagra: Bisher keine eindeutigen Ergebnisse. Bei etwa einem Drittel der Frauen scheint das Medikament eine Verbesserung zu bewirken.
Oxytocin: Erste Studien zeigen eine leichte orgasmussteigernde Wirkung.

Vergessen Sie nicht, dass Sie in den vergangenen Jahren viel über Ihren Körper und seine Empfindungen gelernt haben. Diese Erfahrungen werden Ihnen helfen, mit den Veränderungen umzugehen und die Sexualität weiterhin zu geniessen.


Prof. Dr. med. Johannes Bitzer
Chefarzt/Vorsteher a.i.
Abteilungsleiter
Gyn. Sozialmedizin und Psychosomatik

Universitäts-Frauenklinik Basel
Spitalstrasse 21
CH-4031 Basel